
Als der heilige Prophet Muhammad (ص) begann
die Religion des Islam in Mekka zu verkünden, stellten sich
diejenigen gegen ihn, die nicht an ihn und seine Botschaft
glaubten, und machten ihm Schwierigkeiten. Sie nannten ihn einen
Wahnsinnigen und einen Zauberer. Sie boten ihm Bestechungsgeld
am, um ihn davon abzuhalten von der Religion zu predigen. Als
all diese Wege fehlschlugen, versuchten sie es mit harten
Drohungen gegen den Propheten und den neuen Muslimen.
Während all dieser Jahre genoss der heilige Prophet den Schutz
seines Onkels Abu Talib. Er stand immer zu seinem Neffen und
lies nicht zu, dass ihm irgendwer Schaden zufügte. Die Söhne Abu
Talibs nahmen einer nach dem anderen den Islam an. Imam Ali (ع)
war von Kindheit an unter der Aufsicht des Propheten und er war
der erste, der den Islam als seinen wahren Glauben
veröffentlichte, nachdem der Prophet sein Prophetentum bekannt
gab. Er stand treu und fest an der Seite des Propheten, sowohl
in guten als auch in schwierigen Zeiten. Von den Söhnen Abu
Talibs (ع) nahm auch Ja'far den Islam an und auch der andere
Sohn Aqil.
Die Folter und die Unterdrückung, denen der heilige Prophet und
die kleine Gruppe seiner Anhänger ausgesetzt waren, verstärkte
sich so stark, dass das Leben unerträglich wurde. Der heilige
Prophet entschloss sich für eine Maßnahme, die nicht nur das
Leben seiner Anhänger rettete, sondern zusätzlich die Botschaft
des Islam in andere Länder verbreitete. So entschloss er sich
einige seiner Anhänger nach Abessinien zu schicken, welches sich
genau auf der anderen Seite des Roten Meeres südlich von Mekka
befand.
Der heilige Prophet hatte großes Vertrauen in Ja'far, den Sohn
von Abu Talib (ع) und Bruder von Imam Ali (ع). Eine Handvoll
muslimischer Flüchtlinge, Männer und Frauen, überquerten das
Rote Meer unter der Führung von Ja'far. Dies ist bekannt als die
erste Auswanderung in der Geschichte des Islam. Sie ereignete
sich im Jahre 615 n.Chr., im fünften Jahr, nachdem der Prophet
den Islam verkündete. Es schlossen sich ihnen weitere
Auswanderer an, die Opfer der Feinde des Islams waren. Die Zahl
der Flüchtlinge stieg auf zweiundachtzig Männer und achtzehn
Frauen.
Bei der Ankunft in der Hauptstadt von Abessinien statteten
Ja'far und seine Gefährten dem Kaiser Negus einen Besuch ab. Der
Kaiser war sehr beeindruckt von Ja'fars Wissen, Verhalten und
Höflichkeit und bewirtete ihn mit viel Ehre als einen
respektierten Gast.
Als die Ungläubigen von den Quraisch in Mekka davon erfuhren,
nahmen Abdulla Bin Rabih und Amr Bin 'Aas zusammen mit Anderen
einige wertvolle Geschenke mit und machten sich auf den Weg zum
Hof von Kaiser Negus. Beim Betreten des Hofes warfen sie sich
vor dem Kaiser nieder und überreichten ihm die Geschenke. Dann
sagten sie: „Einer in unserem Land hat sich eine neue
Religion ausgedacht und einige Menschen haben sich ihm
angeschlossen. Wir haben versucht das zu beenden, aber einige
seiner Anhänger haben sich in dein Land geflüchtet. Nun bitten
wir dich dringend sie wieder hinaus zu werfen und sie uns zu
übergeben." Der Kaiser antwortete, dass er ihnen bereits
seinen Schutz gewährt hat und sie nicht aus dem Land werfen
wird, aber er sie bitten wird hervor zu treten. Also rief der
Kaiser die muslimischen Flüchtlinge herbei.
Hazrat Ja'far nahm einige nahe Gefährten mit sich und ging zum
Hof. Er jedoch warf sich nicht vor Negus nieder. Die Leute im
Hof kritisierten ihn dafür und fragten, wieso er sich nicht vor
dem Kaiser verneigt hat, wie es üblich ist. Hazrat Ja'far
entgegnete prompt: „Wir verneigen uns vor niemandem außer vor
Gott." Der Kaiser wusste, dass dies die wahre und erste
Lehre der göttlichen Religionen ist. Er rief Ja'far zu sich und
gab ihm einen respektvollen Platz neben sich. Dann informierte
er Ja'far darüber, dass einige Leute aus seinem Land gekommen
waren und sich beschwert hatten, dass Muhammad seine alte
Religion verlassen und eine neue gegründet hätte, die den
Götzendiest ablehnt.
Hazrat Ja'far antwortete in sehr beeindruckender Weise:
„Oh König! Wir waren in tiefer
Unwissenheit und Barbarei. Wir beteten Götzen an, wir lebten in
Unkeuschheit, wir aßen tote Tiere, wir missachteten die
Pflichten in der Gastfreundschaft und in der Nachbarschaft. In
dieser Zeit brachte Gott einen Mann unter uns hervor, der rein,
aufrichtig und ehrlich ist. Er rief uns auf an Einen Gott zu
glauben und lehrte uns nichts mit ihm Ihm zu vergleichen. Er
verbot uns Götzen zu dienen, forderte uns auf die Wahrheit zu
sprechen, vertrauenswürdig mit dem Treuhand zu sein, gütig zu
sein und die Rechte unserer Nachbarn wahrzunehmen. Er untersagte
uns schlecht über Frauen zu sprechen. Er befahl uns uns von
Lastern fernzuhalten, das Gebet zu verrichten, Almosen zu
entrichten und das Fasten einzuhalten."
Negus forderte Ja'far auf einige Worte aus dem heiligen Qur'an
zu rezitieren. Ja'far begann mit Bismillah und fuhr damit fort
einige Verse aus der Sura Maria mit einer solch wahrhaftigen und
süßen Stimme wiederzugeben, dass der Kaiser und seine Leute sehr
gerührt waren und anfingen zu weinen. Als der Kaiser die Verse
hörte, die Prophet Jesus betreffen, war er davon sehr berührt
und sagte, dass diese Worte denjenigen gleichen, die auf Prophet
Moses und Prophet Jesus herabgesandt wurden.
Der Kaiser lehnte die Bitte der Quraisch ab und befahl Amr ibn
'Aas seine mitgebrachten Geschenke weg zu schaffen. Amr ibn 'Aas
ging weg, doch weil ihm noch etwas einfiel, kehrte er am
nächsten Tag zum Hof zurück. Mit einem listigen Vorschlag bat er
den Kaiser die Muslime zu fragen, was ihr Glaube in Bezug auf
Prophet Jesus ist. Hazrat Ja'far wurde wieder an den Hof gerufen
und bekam eine sehr respektvolle Begrüßung. Dann fragte ihn der
Kaiser: „Was sagt dein Prophet (Muhammad) über Prophet Jesus?"
Die Muslime wurden beunruhigt, doch Hazrat Ja'far antwortete in
Seelenruhe: „Oh König! Unser Prophet wird geleitet von Gott
und dem, was Er sagt." Daraufhin deutete er auf einen Vers
im heiligen Qur'an und bat Negus ihn zu lesen:
[4:171]„Christus
Jesus, der Sohn der Maria, ist doch nur der Gesandte Gottes und
sein Wort, das Er zu Maria hinüberbrachte, und ein Geist von
Ihm."
Negus war besonders zufrieden damit und sagte: „Tatsächlich
ist das auch in unserem Evangelium." Dann vertrieb er Amr
ibn 'Aas und die Ungläubigen der Quraisch aus Abessinien. Von da
an hatte Negus Glauben in dem Islam und eine hohe Sicht von ihm.
Auf diese Weise tat Ja'far dem Islam einen großen Dienst. Er
verkündete die wahre Botschaft des Islam in Abessinien und blieb
dort für fünfzehn Jahre bevor er nach Medina zurückkehrte. |

übersetzt von: Anonym |
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