Zwei Männer gingen gemeinsam auf Reisen. Als
sie hungrig wurden, ließen sie sich irgendwo zum Essen nieder.
Der eine hatte fünf Brotfladen bei sich, der andere drei. Sie
legten die Brote auf das Esstuch. Ein Wanderer kam vorbei und
grüßte sie. Sie erwiderten seinen Gruß und luden ihn ein, sich
zu ihnen zu setzen und ihr Gast zu sein.
Er nahm bei ihnen Platz und sagte: „Habt Dank! Ich bin sehr
hungrig. Geld habe ich zwar bei mir, doch nirgendwo gab es Brot
zu kaufen."
Sie teilten das Brot gleichmäßig unter sich auf und aßen. Als
der Mann gesättigt war, legte er acht Goldstücke auf das Tuch
und sprach: „Ich danke euch noch einmal für eure
Gastfreundschaft. Ich wollte Brot kaufen, gleich für welchen
Preis. Nun habe ich bei euch gegessen und will euch das Geld
geben."
Mit diesen Worten erhob er sich und ging fort. Nun war es aber
so, dass die beiden Reisenden arme Leute waren. Als sie das
viele Geld sahen, gerieten sie mit einem Male in Streit.
Der, der fünf Brote mitgebracht hatte, sagte: „Fünf
Goldstücke gehören mir und drei dir!" Der andere, dem drei
der Brote gehört hatten, protestierte: „Nein, so geht das
aber nicht! Der Mann hat das Brot nicht gekauft. Er hat uns das
Geld aus Dankbarkeit geschenkt. Darum muss es gleichmäßig
verteilt werden."
Kurzum: sie konnten sich nicht einig werden. Da kam Imam Ali (a.s.)
des Weges. Sie baten ihn, zwischen ihnen Recht zu sprechen. Imam
Ali(a.s.) sagte dem, dem drei Brote gehört hatten: „Gib nach,
sei einverstanden. Du hast drei Brote gehabt, sei nun mit drei
Goldstücken zufrieden!"
Der Mann erwiderte: „Nein, ich will Gerechtigkeit! Was Recht
und Gerechtigkeit sagen, werde ich akzeptieren." Imam Ali (a.s.)
sagte freundlich: „Glaube es mir. Drei Goldstücke und die
Zufriedenheit deines Reisebegleiters sind für dich
vorteilhafter. Willige ein, sei klug!"
Der Mann bestand aber auf seiner Forderung. „Nein, ich will
Recht und Gerechtigkeit, andernfalls werde ich mich nicht
zufrieden geben." Daraufhin sprach Imam Ali (a.s.): „Gut,
wenn das so ist, so wisse, dass dir nur ein einziges Goldstück
zusteht."
Als der Mann dagegen protestieren wollte, fügte Imam Ali (a.s.)
hinzu: „Ich habe dir geraten, dich mit drei Goldstücken
abzufinden. Du aber wolltest Recht und Gerechtigkeit. Gut so!
Dieses eine Goldstück steht dir von Rechts wegen zu - nicht
mehr!"
„Aber wieso denn das?" begehrte
der Reisende auf.
„Lass' es dir vorrechnen: sieh',
dein Kamerad hatte fünf Brote mitgebracht und du drei. Zusammen
sind es acht Brote. Wenn wir diese acht Brote mit drei
multiplizieren, erhalten wir vierundzwanzig Stücke Brot. Ihr
drei Personen habt zusammen vierundzwanzig Stücke Brot gegessen.
Jeder von euch acht. Der, dem fünf Brote gehörten, hat acht
Stücke gegessen. Sieben Teile seines Brotes aß der Gast.
Du aber, der du nur drei Brote besaßest, hast ebenfalls acht
Teile gegessen und somit nur einen Teil dem Gast abgegeben. Wenn
du Brot- und Geldanteile gerecht berechnest, wirst du selbst
feststellen, dass dir nur ein einziges Goldstück zusteht, deinem
Reisebegleiter aber sieben. Nimm dir deine Münze und sei
zufrieden, das dein Wunsch nach Recht und Gerechtigkeit
entsprochen wurde. "
Der Mann antwortete:
"O Ali(a.s.), wenngleich ich nun
schlechter abschneide, als ich gehofft hatte, so kann ich es mir
erstens selbst zuschreiben, und zweitens will ich mich gern mit
Recht und Gerechtigkeit begnügen." |

übersetzt von: Maher el Ali |
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